Soll ja Leute geben, die Aromatherapie für neumodischen Kram halten. Doch die irren, und zwar gewaltig: Das Heilen mit Düften und Ölen gab es schon vor 5.000 Jahren in Pakistan. Anderenorts wurden die Wohlgerüche für ganz andere Zwecke eingesetzt

Ob Kleopatra eine schöne Frau war, gilt unter Experten als ziemlich umstritten. Eine große Nase soll sie gehabt haben, die ägyptische Königin. Und Unmengen von Charme, immerhin hat sie zwei römische Kaiser lässig um den Finger gewickelt. Sicher überliefert ist allerdings: Die Frau hat verdammt gut gerochen, ja, geradezu betörend. Und das lag an ihren Badegewohnheiten. Ob angenehm warmes Wasser oder Eselsmilch – stets ließ die Monarchin der Badeflüssigkeit einen guten Schuss Rosenöl hinzufügen. Macht und Erotik kann man beizeiten auch riechen.

Aber beides hatte man 3.000 Jahre vor Kleopatra ein paar Kilometer östlich eher nicht im Sinn. In einem fünf Jahrtausende alten Grab in Pakistan fand man ein Destillationsgerät aus Ton, mirakulöserweise ließ sich auch noch ermitteln, das mit ihm ätherische Öle aus Kräutern hergestellt wurde. Warum? Na ja: Der Verdacht liegt nahe, dass damit Kranke behandelt wurden. Denn das Wissen, das wir heute über die Wirksamkeit dieser Substanzen haben, ist ein mächtig altes.

„Ätherisch“ kommt aus dem Griechischen, es bedeutet „flüchtig“, und irgendwie ist es doch komisch, dass etwas, dass die Neigung hat, nur mal eben im Vorbeigehen zu existieren, tatsächlich heilende Kräfte haben soll, oder? Aber das Phänomen hat einen Namen: Monoterpene. Das sind Botenstoffe im Öl mit seinem typisch aromatische Duft, die durch die Zellmembran dringen und schnell im Blut nachweisbar sind und von dort in die Organe transportiert werden. Und ins Blut kommt das Zeug auf drei Wegen: Aromatherapie kann über die Haut, über die Nasen- und die Bronchienschleimhaut funktionieren.

Aber wieso eigentlich Organe? Ist Aromatherapie nicht eigentlich was fürs Gemüt? Auch. Ätherische Öle haben eine deutliche Wirkung auf das zentrale Nervensystem und beeinflussen vor allem die Stimmungslage. Und haben dabei, je nach Ursprungspflanze, ein ganzes Kaleidoskop von Gemütszuständen im Repertoire. Man braucht Ruhe und will den verdammten Spannungskopfschmerz loswerden? Kein Problem: Einfach ein paar Tropfen Lavendelöl ins Badewasser oder aufs Kopfkissen träufeln. Ihr fühlt Euch schlapp und energielos? Rosmarin bringt ordentlich Schwung in die Bude. Übelkeit? Bauchweh? Unser Tipp: Einfach ein bisschen Pfefferminzöl schnuppern. Eukalyptusöl hilft, in einer Schüssel mit heißem Wasser inhaliert, gegen Bronchitis, Teebaumöl gegen Entzündungen, Pilze und Akne. Und so weiter.

Und… Rosenöl? Dieses Wunderding einer gewissen ägyptischen Königin mit der besonderen Ausstrahlung? Wirkt das etwa… aphrodisierend?

Äh… nein. Das ist ein klassisches Antidepressivum, wer damit badet, könnte im besten Fall seine Sorgen vergessen und heiter und gelassen durch den Tag schlendern. Was Kleopatras Erotik angeht – da muss was anderes im Spiel gewesen sein.