So insgesamt befinden sich die Grünen im Aufwärtstrend, nicht nur in der Politik. Auch grüne Wildkräuter drängt es gerade sichtbar nach oben ans Tageslicht. Und somit in Eure Küchen – die Dinger sind nämlich nicht nur mächtig gesund, sondern auch voll im Trend

Die „New York Times“ hat, das muss man ihr lassen, ein ziemlich gutes Gespür dafür, was erst im Big Apple und dann mit Verzögerung im Rest der Welt das nächste heiße Ding sein wird. Gilt auch und vor allem im Bereich der Lebensmittelverarbeitung, und so erklärt die „Times“ eine Art Wildkräuter-Hugo zum Hype-Drink der Saison. Der geht so: Sprudelwasser und Prosecco wird nicht etwa Holundersirup zugefügt, sondern ein Oxymel aus Wildkräutern. Ein Oxymel wiederum ist ein Essigauszug. Ob das schmeckt, werden wir spätestens dann herausfinden, wenn der Trend zu uns schwappt.

Der Trend zu Wildkräutern an sich aber ist längst da, und zwar ungefähr seit… immer. Schließlich war Mammuterlegen in den Anfängen der Menschheit ein mühsames und nicht immer erfolgreiches Unterfangen – Kräuter aber hatten schon damals denselben Vorteil wie heute: Löwenzahn, Brennnesseln, Gänseblümchen, Bärlauch und Giersch wuchsen, schnell verfügbar, nahrhaft und nicht selten lecker, neben der eigenen Drei-Zimmer-Höhle. Denn selbst, wer heute in zubetonierten Städten wohnt, findet auf Grünstreifen und in Mauerritzen alles für eine leckere und gesunde Hauptmahlzeit. Das Sammeln der grünen Wilden in urbanen Ballungsräumen ist sogar so hip, dass es mit „Foraging“ einen eigenen englischen Namen hat.

Hat ja, neben der schnellen Verfügbarkeit, auch andere Vorteile. Wildkräuter sind per Definition heimisch, regional und saisonal, nachhaltiger geht nicht. Sie haben deutlich mehr Nährstoffe als weitgereistes Kraut oder solches aus dem Gewächshaus. Sie haben uralte Heilwirkungen – Johanniskraut hilft bei Depressionen, Baldrian bei Stress, Bärlauch putzt die Blutgefäße kräftig durch. Überhaupt, Wildkräuter sind so etwas wie die Originalapotheke, gegen quasi jede Beschwerde ist ein Kraut gewachsen – und das wusste man auch schon Anno Schnee.

Zugegeben: So ganz ohne Tücken ist das Ganze nicht. Wer so gar keine Ahnung hat, kann schon mal daneben greifen und giftige Pflanzen erwischen – Bärlauch lässt sich leicht mit den Blättern des Maiglöckchens verwechseln und Schierling (genau, das Zeug, mit dem Sokrates um die Ecke gebracht wurde) mit Wiesenkerbel. Wir empfehlen zur Einstimmung eine geführte Kräuterwanderung. Und im Zweifel den Gang auf den Bio-Markt, da gibt’s das gute Zeug schon vorgepflückt.

Und was machen wir dann daraus? Na ja, es ist Frühling, der Spargel sprießt, und es ist die Hochzeit der berühmtesten Kräutersoße der Republik, der Frankfurter Grünen Soße. Die machen wir hier auch, aber die Experimentierfreudigen unter Euch können auch freestylen und ein eigenes Rezept aus sieben Wildkräutern versuchen, denn sieben ist die magische Zahl unter Kräuterkundigen. Warum? Die Antwort darauf wäre ein eigener Text. Bis der fertig ist, fragt doch einfach bei Miraculix nach.

Grüner und weißer Spargel mit Kartoffeln und Grüne Frankfurter Soße

Pro Person:

4 bis 5 mittelgroße Bio-Kartoffeln, mit Schale gekocht und gegessen

je 200 Gramm grünen und weißen Spargel. Den weißen Spargel schälen, beide Sorten in mundgerechte Stücke schneiden und in einer Pfanne mit Öl bei mittlerer Hitze sieben Minuten anbraten. Mit grobem Meersalz bestreuen. Gehackte Haselnüsse in einer Pfanne ohne Fett anrösten und auf dem Teller über die Spargelstücke geben

Rezept für Grüne Soße – Zutaten für 4 Personen

5 Eier
Salz, Pfeffer
1-2 TL scharfer Senf
100 ml neutrales Öl (z. B. Traubenkernöl)
200 g Schmand
1 großes Bund gemischte Kräuter für Frankfurter Grüne Soße bzw. 150 g Kräuter (Kerbel, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer, Schnittlauch, Kresse und Borretsch)

So geht es:

Eier ca. 10 Minuten hart kochen, kalt abschrecken, pellen und halbieren. Jeweils das Eigelb herauslösen und mit einer kleinen Kelle oder einem Esslöffel durch ein Sieb in eine Schüssel streichen.

Eigelb mit Salz, Pfeffer und Senf würzen und verrühren. Erst 100 ml Öl, dann 200 g Schmand nach und nach unterrühren.

Kräuter waschen und gut trocken schütteln. Grobe Stiele entfernen. Kräuter mit einem Wiegemesser oder mit einem großen Küchenmesser sehr fein hacken. Eiweiß in kleine Würfel schneiden. Kräuter und ca. 2/3 Eiweiß in die Grüne Soße rühren, nochmals abschmecken, in eine Schüssel füllen, und mit dem restlichen Eiweiß garnieren.