Der Hula Hoop feiert das Comeback des Jahres. Völlig zurecht: Das Ding macht nicht nur Spaß, sondern ist auch eines der effektivsten Trainingsgeräte, die es überhaupt gibt. Also: Hullern, was das Zeug hält, Leute!

Hier die Hits des Jahres 1958: „Sail On Silvery Moon“ von Billy Vaughn und seinem Orchester in den USA, „Der lachene Vagabund“ von Fred Bertelmann in Deutschland, „Who’s Sorry Now“ von Connie Francis in Großbritannien. Der Oscar für den besten Film desselben Jahres ging an „Die Brücke am Kwai“, der Literaturnobelpreis an Boris Pasternak. Den größten Erfolg des Jahres allerdings fuhr zweifellos die amerikanische Firma Wham-O Corp ein. Die nämlich führte dem amerikanischen Markt im Juli 1958 einen Plastikring zu, der sich in den USA innerhalb von vier Monaten knackige 25 Millionen mal verkaufte. Und von dort einen globalen Trend auslöste, der bis dahin seinesgleichen suchte.

Hula Hoop hieß dieses Ding, der Name ist eine Mischung aus dem hawaiianischen Tanz und dem englischen Wort für Reifen. Das Bestechende an dem simplen Gerät war seine Universalität – jeder konnte Spaß damit haben, jeder fand es cool, kaum jemand peinlich. Es war Spielzeug, Sportgerät, Trendobjekt und wurde von Orthopäden eingesetzt, die ihren Bandscheibenpatienten die Hüftsteifheit abgewöhnen wollten. Kurz: Der Hula Hoop war ein ganzheitlicher Spaß mit Nutzfaktor. Bis er es nicht mehr war, weil Trends immer eingebaute Verfallsdaten haben – jahrzehntelang war der Plastikreifen ein ganz normaler Artikel im Sortiment jedes Spielwarenhändlers.

Aber Trends tendieren dazu, wieder zurückzukehren. Und deshalb wird in Deutschland seit geraumer Zeit gehullert, was da Zeug hält. So heißt es nämlich neuerdings, wenn Hula Hoops zu Fitnesszwecken eingesetzt werden. Und die sind auch dezent anders als das, was die Wham-O Corp vor über 60 Jahren entwickelt hat – Fitness-Reifen sind immer noch, na ja: Reifen. Aber sie größer geworden (Faustregel: sie sollten hochkant mindestens vom Boden bis zum Bauchnabel reichen und nicht unter einem Meter Durchmesser haben) und auch schwerer, was gerade für Anfänger Sinn ergibt: Es lernt sich leichter mit ein bisschen mehr Gewicht auf den Hüften.

Dabei ist Fitness-Hullern ein ziemlich effektives Tool gegen Gewicht auf den Hüften, nämlich das eigene. Der beste Beweis dafür ist wahrscheinlich Deutschlands Pionierin dieses Trends. Die heißt Elli Haschke und kommt aus Unna, ihre Fans kennen sie allerdings als Elli Hoop und aus dem Internet. Die Westfälin, die sich selbst immer unsportlich fand, hat mit der Kombination aus Hullern und guter Ernährung 20 Kilo abgenommen, eine unfassbar definierte Bauchmuskulatur entwickelt und ein ganz anderes Körper- und Selbstbewusstsein gleich mit. Irgendwann hat sie angefangen, Videos ihrer Hullerei auf Instagram zu posten. Inzwischen ist sie eine der wichtigsten Fitnessinfluencerinnen des Landes geworden, auf ihrer Homepage gibt es alles über sie und auch die entsprechenden Produkte zu kaufen. Und das funktioniert ziemlich gut.

Denn es wirkt. Wer die ersten frustrierende Tage, Wochen, ja: manchmal auch Monate (bei Elli waren es drei) durchgehalten hat, die es dauert, bis der Reifen wie selbstverständlich um die Hüften kreist, wer die blauen Flecken vergessen hat, die unweigerlich entstehen, wenn ein Ding von bis zu eineinhalb Kilo Gewicht im Sekundentakt auf die Beckenknochen trifft, der wird reich belohnt. Die Muskulatur wird fast ganzheitlich trainiert, besonders die schrägen Bauchmuskeln und die im unteren Rücken wachsen quasi beim Zugucken. Aber die kreisenden Bewegungen sind auch ein fantastisches Cardiotraining, das mit moderatem Puls eher im Bereich Fettverbrennung stattfindet. Die positiven Auswirkungen auf die Psyche wurden schon in ersten Studien belegt, was Betroffene nicht wundert: Heavy User*Innen stellen ja spontan selbst fest, wie sehr das hochfrequente Kreisen mit den Hüften schlechte Laune vertreibt. Und wenn man den Bogen mal so richtig raus hat, kann man das Hullern mit anderen Disziplinen verbinden. Zum Beispiel: tanzen.

Aber das ist dann schon wieder ein anderer Sport. Heißt Hoop Dance. Wir bleiben dran.