Na? Wieder ganz schön fertig heute? Kurz vorm Burnout? Gute Nachricht eins: Ihr seid nicht allein damit. Und gute Nachricht zwei: Dagegen gibt’s was. Genauer: vier Buchstaben
Was viele Menschen nicht wissen: Entschleunigung ist eine höchst wissenschaftliche Angelegenheit. Wirklich! Zumindest dann, wenn man sich mal den neuesten Stand der Entspannunglehre anschaut, der hat nämlich alle Zutaten aus der Forschung: Ist entstanden an einer Universität, nämlich dem Center for Mindfulness in Medicine, Health Care and Society an der University of Massachusetts. Hat, was könnte wissenschaftlicher sein, einen Namen, der sich mit den Buchstaben MBSR abkürzen lässt. Und ihr Entdecker ist gelernter Molekularbiologe. Na gut, zugegeben: buddhistischer Mönch Professor Doktor Jon Kabat-Zinn auch.
1965 ist der damals sehr junge Mann irgendwie in eine Lesung des buddhistischen Lehrers Philip Kapleau geraten und war fasziniert von Meditation. In den 1970ern, da war er schon auf dem Weg zu einem renommierten Molekularbiologen, hat Kabat-Zinn schon daran gearbeitet, Achtsamkeit, Meditation und andere buddhistische Grundprinzipien in eine Formel zu gießen. Was uns zur oben erwähnten Abkürzung bringt: MBSR heißt Mindfulness-Based Stress Reduction. Mit anderen Worten: Es geht darum, mit Achtsamkeit den eigenen Stresspegel runterzudimmen.
Finger hoch, wer findet, dass das nicht nötig ist. Tatsächlich würde der Großteil von uns unumwunden zugeben, den Alltag im Autopiloten zu bewältigen, wenn überhaupt. Von einem Termin zum nächsten zu hetzen und abends sackfroh sein, wenn der oder die andere eine vor langer Zeit getroffene Verabredung absagt, weil es ihm oder ihr genau so geht wie einem selbst: zu fertig, der Kopf zu voll, keine Ressourcen übrig, nicht mal für Schönes. Das, Leute, ist dieser Stress, von dem immer alle reden.
Was aber hat der US-Professor und –Doktor Kabat-Zinn dagegen im Programm? Nun ja: Im Grunde fernöstliche Philosophie, die an die Bedürfnisse der westlichen Welt angepasst sind. Und dass das hilft, ist wissenschaftlich belegt. Durch Meditation zum Beispiel verbessert sich die Herzratenvariabilität, durch Yoga die Stabilität der Muskulatur, und auch das macht das Regenerieren leichter. MBSR geht noch weiter: Man lernt in diesem Programm auch, seinen eigenen Körper zu scannen, also bewusst in sich hineinzuhören. Man bekommt, das ist berühmt, eine profane Rosine in die Hand gedrückt und nähert sich ihr in all ihren Facetten und Eigenschaften. Man meditiert im Sitzen, man meditiert im Gehen.
Ein MBSR-Kurs ist auf acht Sitzungen angelegt. Da trifft man sich wöchentlich in Gruppensitzungen, die zwei, zweieinhalb Stunden dauern. Erlernt die Techniken, die es braucht, übt diese zu Hause, täglich eine Dreiviertelsunde. Hat am Ende einen gemeinsamen Tag der stillen Übung. Und ist dann fit für ein achtsames Leben, in der Theorie.
Schon klar: Sehr viele von Euch wittern an dieser Stelle akuten Eso-Alarm, Spökenkiekerei und Geldschneiderei, alle auf dem Rücken gequälter Gestresster. Aber was haben wir oben geschrieben, na? Genau: Das hier ist Wissenschaft, die Erfolge dieser Methode belegbar. Chronische Schmerzen werden gemildert, psychosomatische Beschwerden verschwinden. Schlafstörungen auch, Migräne, Depressionen, Panikattacken – als das verbessert sich bis zum völligen Ausbleiben. MBSR findet Anwendung bei Borderline-Patienten und in der Traumatherapie. Und ganz wichtig: Es hilft beim Umgang mit schweren Krankheiten. Denn klar, es gibt keinen größeren Stress als, sagen wir mal, an Krebs zu erkranken. Und den heilt Achtsamkeit auch nicht. Aber sie hilft bei der Akzeptanz der Krankheit, dabei, positiver und gelassener mit ihr umzugehen. Was wiederum den Körper und die Seele entspannt. Und das Fortschreiten der Krankheit entscheidend verlangsamen kann.
Na? Wissenschaftlich überzeugt? Dann werdet mal schön achtsam. Und hier (https://www.mbsr-verband.de/) findet Ihr Lehrer, die genau wissen, was Jon Kabat-Zinn im Sinn hat.