Hach. Das war doch wirklich schön gewesen in den Ferien. Aber wie wär’s denn, wenn wir einfach Teile davon in unser Leben übernehmen?
Zum Beispiel Mark. Der war in Österreich gewesen, ganz unten in Kärnten. Faaker See, „zum ersten Mal so richtig Alpen-Urlaub“. Obwohl, stimmt ja gar nicht, korrigiert er sich: Als Kind sei er mit seinen Eltern in den Bergen gewandert. „Aber da habe ich es gehasst“, sagt er, „jetzt war es toll.“ Mit Annika, seiner Freundin, ist er in den Karawanken gewandert, rauf auf den Mittagskogel, bis auf den Gipfel, sein erster selbstbezwungener 2000er!
Und er hat noch einige andere Dinge für sich entdeckt. Zum Beispiel hatte Mark zum ersten Mal in seinem Leben ein SUP unter den Füßen. „Ich habe die schon oft gesehen und fand das immer einen ziemlichen Quatsch“, sagt er. Aber Annika wollte das unbedingt ausprobieren, und als guter Freund hat er mitgemacht und sich auch eines ausgeliehen. Und war total begeistert. „Hat nicht nur überraschend viel Spaß gemacht“, sagt Mark, „ich hatte auch einen ziemlichen Muskelkater nach dem ersten Mal.“ Was ihn daran erinnert hat, dass man auch und gerade mit Mitte 30 ganzheitlich trainieren sollte… Jedenfalls: Immer, wenn die Alternative gerade Chillen auf dem Handtuch am Ufer war, haben sich Mark und Annika Boards geliehen.
Ach, und dann die Touren in die Städte! Klagenfurt haben sie sich angeschaut, das war ganz nett, Villach, doch, ja, hübsch. „Aber wir sind auch mal die eine Stunde nach Ljubljana gefahren“, sagt Mark. Noch so eine Entdeckung: „Wir hatten keine Ahnung, was uns dort erwartet. Und schon gar nicht wussten wir, wie schön es dort ist!“ Stundenlang sind sie durch die kleinen Gassen und Hinterhöfe der Altstadt gestreift, hoch auf die Burg, runter zum Fluss, bis sich ihnen die slowenische Hauptstadt in Gänze erschlossen hat.
Jetzt ist Mark wieder zu Hause in Bremen, immer noch ganz beseelt von einem unerwartet schönen Urlaub. Und er wird feststellen, dass dieses erfüllte Gefühl ganz allmählich verblassen wird, wie die Bräune auf seiner Haut, die er sich auf dem SUP draufgeschafft hat. Denn wir alle wissen: Der Urlaub ist eine Auszeit vom echten Leben. Nicht weniger – aber auch nicht mehr.
Aber Moment mal. Was, wenn wir die Ferien in unser Leben integrieren – vor allem die Bewegungsmuster, die wir uns in den zwei, drei Wochen in der Fremde angeeignet haben? Bleiben wir bei Mark und Annika. Die beiden kennen sich noch aus Emden, wo sie auf ihrem Abiball zum ersten Mal geknutscht haben. Seit ein paar Jahren leben sie, den Jobs sei Dank, in Bremen, ziemlich zentral in der östlichen Vorstadt. Wenn sie abends ausgehen, dann meist ins Steintorviertel nebenan, wenn sie spazieren gehen, dann an der nahen Weser. Ihr Radius ist also kein großer. Wie wäre es eigentlich, wenn sie das mal ändern würden? Wenn sie, so wie in Ljubljana, ohne großes Vorwissen auf Entdeckungsreise in der eigenen Stadt gingen? Denn eigentlich wissen die beiden nicht viel über das Oberneuland, über Vegesack, über die Neue Vahr Süd (obwohl, Annika hat wenigstens das gleichnamige Buch von Sven Regener gelesen). Und oft ist es wirklich überraschend, was sich nur wenige Kilometer weiter verbirgt.
In Bremen gibt es übrigens auch mehrere DECATHLON-Fillialen. Die, nur so zum Beispiel, verkaufen ganz anständige aufblasbare SUPs. Und um die zu benutzen, muss man nicht an Seen in den Alpen fahren. In Bremen geht das nämlich ganz fantastisch auf dem Werdersee, der eigentlich ein Seitenarm der Weser ist. Oder auf dem Unisee. Oder… ach. An so vielen Orten, Bremen ist eine Stadt am und mit viel Wasser, und das wird mehr und mehr von SUPs erobert.
Was die Bergwanderungen angeht… okay, zugegeben: Dafür hat sich Mark nun wirklich die falsche Gegend zum Leben ausgesucht. Im Friedehofpark liegt mit 32,5 Metern über NN die höchste und namenlose Erhebung der Stadt. Aber Wandern geht bekanntlich auch ohne Berge, es ist ja wirklich schön um Bremen herum. Worpswede und das Teufelsmoor zum Beispiel, die Dünenlandschaft der Vossberge, immer an der Weser entlang Richtung Bremerhaven…
Urlaub ist bereichernd, das wissen wir alle. Dass er aber auch zu Hause ganz gut funktioniert – das müssen wir oft noch entdecken.